DIE LINKE, 18. February 2010

Frau Joya ist eine sehr mutige und politisch sensible Frau mit klarer Vorstellung über die Feinde ihres Landes.

Malalai Joya war Ende 2003 international bekannt geworden, als sie vor der Loya Jirga (verfassungsgebende Versammlung in Afghanistan) eine Rede hielt, in der sie die Anwesenheit von Warlords und Kriminellen in der Versammlung kritisierte. Sie wurde nicht nur aus der Versammlung ausgeschlossen, sondern erhielt seitdem Morddrohungen und musste um ihr Leben fürchten. Dennoch hörte ihr Kampf für die Rechte von Frauen, für Demokratie und gegen die Korruption der Regierung ihres Landes, nicht auf. Bei den Parlamentswahlen 2005 in der Provinz Farah wurde sie auf Grund ihres anhaltenden Kampfes für Gerechtigkeit gewählt und erhielt ein Mandat.

Im Rahmen der Vorstellung ihres Buches „Ich erhebe meine Stimme“, ist Frau Joya in verschiedenen europäischen Ländern zu Gast, am Sonntag, den 14 Februar, war sie auf Einladung des afghanischen Frauenvereins in Wilhelmburg und referierte dort vor über 100 Menschen – überwiegend AfghanInnen

Frau Joya ist eine sehr mutige und politisch sensible Frau mit klarer Vorstellung über die Feinde ihres Landes. Sie nannte drei verschiedene Gegner des afghanischen Volkes, nämlich: Die Besatzungsmächte, das Marionetten Regimes Karzai sowie die Taliban und andere reaktionäre Kräfte, z.B. Warlords: „Wenn die Besatzer unser Land sofort verlassen würden, dann hätten wir einen Feind weniger.“, sagte sie in Wilhelmsburg.

Sie kämpft für ein demokratisches und säkulares Afghanistan. Um es zu verwirklichen, appellierte sie an Exil-Afghanen und alle fortschrittlichen Kräfte, gegen die Feinde Afghanistans zu kämpfen. Besonders kritisierte sie die Medien in Afghanistan, die über die Proteste der Bevölkerung nicht berichten, weil sie unter der Kotrolle der Regimes seien. Frau Joya ist begeistert von den Protesten im Iran und warnte gleichzeitig, dass der Unmut der Bevölkerung von den „Grünen Reformern“ missbraucht werde. Sie sprach sich gegen Militäreinsätze der Deutschen in Afghanistan aus und verlangte den sofortigen Abzug der NATO Truppen.

Am Rande der Veranstaltung wurde von Heike Hänsel (MdB DIE LINKE) und Zaman Masudi ein Komitee zur Unterstützung von Malalai Joya gegründet.

Ihr Buch „Ich erhebe meine Stimme“ ist im Piper Verlag erschienen. Im Folgenden  einige Informationen aus dem Buch:

Es wird Geschätzt, dass es über anderthalb Millionen Witwen in Afghanistan gibt, von denen die meisten in erdrückender Armut leben. Entführungen und sexueller Missbrauch von Frauen und Kindern gehören in den vergangenen Jahren zur Tagesordnung. Schulbesuche werden für Mädchen immer gefährlicher, denn Angriffe auf Lehrerinnen und Schülerinnen nehmen wieder zu.

Eine UNIFEM (United Nations Development Fund for Women) Studie ergab, dass 80 % aller Afghaninnen mindesten ein Mal im Leben Opfer von Gewalt werden. Oft handelt es sich um häusliche Gewalt. 25 % der Frauen sind Opfer von sexueller Gewalt, 60-80 % aller Ehen kommen durch Zwangsheirat zustande. Folgerichtig ist Afghanistan weltweit das Land mit der höchsten Zahl von Frauen, die  an Depressionen leiden.

Weil ihr die Rechten als Abgeordnete genommen worden sind, könne sie leider nicht viel für diese misshandelte Frauen und Mädchen tun, außer ihnen zuzuhören und der Welt mitzuteilen, was sich in Afghanistan abspielt.

Leider stellen Gesetze und Tradition bei Vergewaltigungen den Rechten der Frauen entgegen. Oft gelte die vergewaltigte Frau als unrein. Manchmal würden sie von ihren eigenen Familien umgebracht oder begingen Selbstmord.

Wenn es die USA und ihre Verbündenten mit der Befreiung der Afghanischen Frauen ernst meinen, würden sie nicht die Warlords und Fundamentalisten beschützen und fördern. Außerdem könnten Frauenrechte weder von außen gespendet noch mit Waffen erzwungen werden. Gleichberechtigung sei viel mehr ein Wert, der durch die Bemühungen der Afghaninnen und Afghanen selbst erreicht werden sollte und werde. Tatsächlich waren Frauenrechten nur der Vorwand und nicht das wahre Motiv für den Krieg.

Ihre eigene Situation zeige nur zu deutlich, welchen Schwierigkeiten afghanische Frauen nach wie vor gegenüber stünden: In einem belagerten und ruckständigen Land wie Afghanistan für die Frauenrechte zu kämpfen sei riskant.

Die Arbeitslosigkeit wird laut Statistik offiziell mit 60 % angegeben, in Wirklichkeit reiche sie an 90 % heran.